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Laetitia Colombani "Der Zopf" 5/5

 

S.Fischer Verlag 1.Auflage 2018

 

282 Seiten

 

Eines meiner großen Highlights dieses Jahr! DER ZOPF!

 

In dieser Geschichte geht es um 3 starke Frauen, die aus ihrem gewohnten Muster ausbrechen.

 

Einmal haben wir die junge Giulia aus Sizilien, die nichts anderes versucht, als ihrem Vater in der traditionsreichen Lanfredi - Firma, die mit Haaren handelt, zu helfen. Haare werden in der ganzen Region von ihnen beiden abgeholt und verarbeitet, um daraus Perücken zu machen. Giulia wird von ihrem Vater an die Hand genommen, geleitet und geführt. Ihr Vater ist streng aber gütig. Giulia hat 2 Schwestern, die sich nicht für den elterlichen Betrieb interessieren. Von anfangan war es sie, die mit Freuden auch in den Ferien ihre Zeit gern in der Fabrik und bei den Mitarbeiterinnen verbrachte.  

 

Als ihr Vater bei einem Verkehrszunfall schwer verletzt wird, scheint alles verloren. Ihr Papa, der Patrone der Firma, Ehemann und die Grundfeste des ganzen Unternehmens bricht von heute auf morgen in sich zusammen.

 

Wie geht es nun weiter mit der Familie Lanfredi? Als sie von ihrer Mamma geben wird, Unterlagen aus dem Büro ihrer Vaters zu suchen, stößt sie auf ein fatales Geheimnis des Unternehmens.

 

Ihr Vater liegt unterdessen im Krankenhaus. Sein Zustand ist weiter kritisch.

 

Zur gleichen Zeit lernt Giulia in der Bibliothek einen fremden Mann kennen. Er gehört einer anderen Kultur an und fasziniert sie. Sie kommen ins Gespräch.

Sie verliebt sich in ihn, doch sie muss jemanden anderen heiraten um das Familienunternehmen zu retten.

Doch Giulia Lanfredi gibt nicht so schnell auf und zusammen mit ihrem Geliebten, suchen sie einen Weg um die Firma ihres Vaters erneut in die richtige Bahn zu lenken. Wird Giulia die Firma vor dem Unztergang bewahren können?

 

 

 

Die zweite starke Protagonistin ist Smitta. Eine sehr gläubige Frau aus Indien, Badlapur. Zusammen mit ihrem Mann und ihrer Tochter Lalita leben sie abseits der Gesellschaft. Sie sind Dalits. Unreine. Unwürdig mit anderen in Berührung zu kommen.

Die Aufabe ihres Mannes ist, Ratten von den Feldern der Jats ( höhergestellte Kaste) zu verjagen und zu fangen. Als Belohnung dürfen diese zum Verzehr mitgenommen werden.

Die Aufgabe von Smitta ist es, Exkremente aus den umliegenden Häusern zu sammeln "Schmutzsammler" und fortzuschaffen. Diese schmachvolle Last ist ihr von ihrerer Mutter weitergegeben worden. Der beißender Gestank haftet tagtäglich an ihr und sie möchte ihrer Tochter dieses Martyrium, um jeden Preis ersparen. Lallita soll zu Schule gehen.

 

Lange Zeit haben die Eltern gespart, um sie zum Unterricht schicken zu können. Als es eines Tages soweit ist, platzt Smitta beinahe vor Stolz und erwartet ihre Tochter am Abend sehnsüchtig zurück. Doch als Lalita nach Hause kehrt, ist ihr Sari zerrissen und ihre Tochter still und scheu.

Smitta erfährt was im Dorf passiert ist und eine nie dagewese Wut keimt in ihr auf. Ihre Tochter kann nicht zurück zur Schule. Sie muss sich das Geld zurück holen und fort gehen. Raus aus diesem Elend. In eine Stadt, wo man Arbeit findet und das Leben eine bessere Wendung nimmt.

 

Smitta und Lalita fliehen, ohne den Vater. Dieser spricht sich gegen das Vorhaben aus. Sie müsse mit schlimmen Strafen rechnen, wenn sie erwischt wird. Die Vergewaltigung in diesem Land ist allgegenwärtig und ein effektives Druckmittel, da Frauen und Kinder in der Gesellschaft in Badlapur keinen Wert besitzen.

 

Sie fahren unter miserablen Umständen mit dem Zug hunderte Kilometer nach Chennai zu einem Cousin. Junge Menschen, Greise, Babys oder ganze Herden von Familien sitzen zusammengepresst in völlig überfüllten Waggons. Auch die Gepäckablage und die Toiletten sind mit den Menschenmassen vollgestopft.

Auf halber Strecke beschließt Smitta auszusteigen. In Tirupati, der Pilgerstätte und dem heiligen Berg, um ihrem Gott die Ehre zu erweisen. Um für ein besseres Leben zu beten, um ganz nah bei Vishnu und seinem Glanz zu sein und ihre einzige Opfergabe dar zu legen die sie haben. Ihre dunkle Haarpracht. 

 

 

 

Die dritte starke Perönlichkeit ist Sarah Cohen. Ein erfolgreiche Rechtsanwältin aus Montreal, Kanada. Ihr Leben ist täglich präzise und effizient durchgetaktet. Mit einem leitenenden Posten in einer Kanzlei, Kindern und Haushalt, wiegt die Verantwortung schwer auf ihr.

Jeden Tag stellt sie sich ihrem ausgefüllten Leben und ist stolz, dies alles, in einer männerdominierten Berufswelt erricht zu haben. Sie ist Mitgesellschafterin. Sarah Cohen, Johnson & Lockwwod! 

Eine renommierte Anwaltskanzlei mit den besten Mandaten im Land.

Mit knapp 40 Jahren galt sie als eine der erfolgreichsten Anwältinnen und Top Kandidatin für die Nachfolge der Führungsspitze.

 

Doch Sarah ist eine tickende Zeitbombe. Sie will die Warnsignale nicht wahr nehmen. Sie kann es nicht riskieren, das die Fassade einen Riss bekommt. Ihre Karriere ist beispielos. Das lässt sie sich nicht von Schwächeerscheinungen und Schmerzen zunichte machen.

 

Kurz darauf diagnostizieren Ärzte bei einer Routineuntersuchung ihren Untergang.

Brustkrebs. Sie soll sich eine Auszeit gönnen und runterschalten. Sarah denkt nicht daran.

Doch schnell muss sie miterleben, wie vertraute Mitarbeiter, um sie herumschwimmen wie Haifische, in gieriger Erwartung auf ihre blutende Beute.

 

Jeder ist ersetzbar! Diese Erfahrung macht Sarah schneller als ihr Bewusst wird.

 

Sie muss einsehen das sie keine Chance mehr zum Aufstieg hat. Muss sich reflektieren. Ihr Leben, ihre Wünsche und Träume. Sie denkt an die Frau zurück die sie gewesen ist und muss einen neuen Weg finden.

Niedergeschlagenheit und Depressionen sind die Folge. Ihre Haare verliert sie mittlerweile nach der zweiten Therapie büschelweise. Ihre Kinder nennen sie die "Amazone" Kriegerinnen die sich eine Brust abschneiden lassen, um besser schießen zu können im Krieg.

 

Doch Sarah Cohen will Leben. Sie weigert sich den Verfall hinzunehmen. Sie schöpft Kraft aus ihren Kindern, die sie viel zu sehr vernachlässigt hat und dies in Zukunft ändern will. Sie will Kämpen, eine Amazone sein.

Sarah verlässt das Haus um sich ihre Würde wieder zu holen. Sie geht in einen Laden. Dieser verkauft Perücken.

 

 

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Dieses Buch ist grandios, kraftvoll und inspirierend! Nach dem Lesen ist man so voller Tatendrang und positiven Gedanken. 3 Frauen, die indirekt unfassbar stark miteinander verbunden sind.

 

Die Handlungen rund um den Globus, lassen vor allem in Indien tief blicken. Informativ, brilliant aufeinander abgestimmt und unfassbar gut geschrieben.

 

Laetitia Colombani schafft für den Leser ein Gefühl von Freiheit und den Mut Dinge verändern zu können. Man muss sich nur trauen und seine Sehnsüchte nicht ungeachtet lassen.

 

Ich bin absolut verliebt in dieses Buch!

 

Bitte kauft und lest es schnell! :)

 

Danke für das Lesen meiner Empfehlung.

 

Eure Verena

 

 

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