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Melanie Levensohn "Zwischen uns ein ganzes Leben" 4,5 /5 Sterne

 

Fischer Verlag / September 2018

 

409 Seiten

 

Diese wunderbare Geschichte spielt sich in 3 unterschiedlichen Jahrzehnten ab. 1982, 1940 und 2006.

 

Wir verfolgen zunächst die Protagonistin Jacobina, die in Montreal, im Jahr 1982, ihren sterbenden Vater im Krankenbett, die letzten Stunden begleitet. Er enthüllt ihr ein jahrelang gut gehütetes Geheimnis. Sie hat eine Halbschwester. Ihr Vater nimmt ihr ein Versprechen ab, bevor er von ihr geht. Sie muss alles daran setzen, um diese verschollene Schwester zu finden.

Die Jahre fliegen dahin, Jacobina verlässt ihr Land und zieht nach Washington. Sie verpasst es immer wieder, nach Möglichkeiten zu suchen, um ihr Versprechen einzulösen.  Sie wird älter und schwächer. Als sie auf andere angewiesen ist, lernt sie im Jahr 2006, durch eine glückliche Fügung, Beatrice kennen.

 

Beatrice arbeitet hauptberuflich für eine Weltbank in D.C. Sie hat keine Kinder und ist mit einem alleinerziehenden Journalist liiert. Bea spielt die Stiefmutter für den Teenager, die aber keine Möglichkeit auslässt, um Beatrice zu zeigen, wer die Frau Nummer 1 an Papas Seite ist. Ihr Lebensgefährte Joaquin hat nie Zeit für sie, was Beatrice meist gewaltig stört, sie aber nichts ändert, aus Angst alleine zu sein.

 

Sie trifft eines Tages auf der Straße, eine junge Dame die für eine Hilfsorganisation arbeitet. Tatsächlich hilft Bea dort aus und lernt somit die alte verschrobene Dame Jacobina kennen.

Die beiden freunden sich an und Beatrice erfährt von dem Versprechen das Jacobina vor vielen Jahren gegeben hat.

Als bei Jacobina Krebs diagnostiziert wird, steht für Bea entgültig der Entschluss fest, ihr zu helfen. Auf eigene Faust macht sie sich auf die Suche und recherchiert. Ihr Weg führt als erstens ins Holocaust Museum, da Judith, so der Name der Halb-Schwester, Jüdin war. Sie lernt dort Gregoire kennen, der sie von Anfang an, tatkräftig unterstützt. Sie finden Chroniken über die Deportation der Juden und ein Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager. Bishin zum internationalen Suchdienst lässt Beatrice nichts unversucht. Als sie beim Entrümpeln in Jacobinas Wohnung, einen alten und ominösen Brief unter dem Bett findet, erfährt sie, das Judith damals einen geheimen Verehrer hat. Eventuell lässt sich dieser finden und man bekommt mit der Suche voran.

 

Paris 1940... Judith lebt mit ihrer Mutter, in einer kleinen, spärlich eingerichteten Wohnung. Sie arbeitet seit längerem in einer Bibliothek. Diese Aufgabe erfüllt sie seit jeher mit Stolz und Freude. Irgendwann findet Judith regelmäßig kleinere Botschaften zwischen den Büchern versteckt. Liebesbekundungen auf blaues Papier geschrieben. Christian, ihr Verehrer, vergöttert sie. Selbst durch eine Behinderung beeinträchtigt, sieht er in Judith, mit dem traurigen Blick, eine Gefährtin und Verbündete. Die beiden verlieben sich ineinander, doch die schlimme Lage in Paris macht es dem Paar unmöglich, unbeschwert zu leben.

Sie beschließen zu fliehen, doch kurz vor dem Aufbruch, verschwindet Judith spurlos. Was ist geschehen? Hat sie ihn verlassen ohne ihm ihre Beweggründe mitzuteilen? Oder wurde sie von der SS gefunden? Gab es Spione in der Familie? Christian hatte sie von Anfang an, als die Lage immer prekärer wird,  an einen sicheren Ort gebracht. Vor den Blicken der Feinde geschützt. Warum ist sie dort nicht mehr? Er sucht jahrelang verzweifelt nach seiner einzigen Liebe. Verzehrt sich nach dem Tag ihrer Rückkehr.

 

Immer wieder wechselt man zwischen den Zeitebenen. So entsteht ein konstanter Spannungsbogen, den man während des gesamten Buches nicht mehr missen wird. Melanie Levensohn weiß um ihr Talent, den Leser zu packen und nicht mehr los zu lassen. Die Geschichte des Buches beruht auf einer wahren Familienbegebenheit. Als sie den Namen Levensohn annahm, taucht sie nach einiger Zeit, in ein trauriges Schicksal ihrer Namensvetterin ein.

Diese Geschichte ist leicht zu lesen und man fühlt sich durch die Erzählweise der Ich- Form (Judith) schnell mit der Protagonistin verbunden. Warum die Autorin dies nur bei ihr macht, erschließt sich mir nicht gänzlich.  Auch erhält man Einblicke in die Machenschaften des 2. Weltkrieges. Dennoch steht die Liebesgeschichte stets im Vordergrund. Ein kleiner Kritikpunkt ist die Beziehung zwischen Beatrice und Joaquin. Bea, die einen hochqualifizierten Job ihr eigen nennt und man davon ausgehen kann, das sie eine recht intelligente Persönlichkeit ist, schafft es nicht aus der Beziehung zu einem absolut unbrauchbaren Mann, den sie nicht einmal liebt. Unselbstständig, unsicher und verloren wirkt sie oft. Das deckt sich bei mir nicht ganz mit der Business Frau die sie ist.

 

Dennoch hat mich das Ende wirklich überrascht und ich habe erst sehr spät diverse Vermutung angestellt. So sollte es in einem guten Buch sein.

 

Eine klarer Lesetipp von mir!

 

Danke für das Lesen meiner Empfehlung.

 

Eure Verena

 

 

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